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Persönlichkeit bei Tieren: Unter Persönlichkeit bei Tieren versteht man in der Psychologie die konsistenten Verhaltensmuster und individuellen Unterschiede, die bei Tieren derselben Art zu beobachten sind. Diese Merkmale, wie Aggressivität, Geselligkeit oder Neugier, können im Laufe der Zeit und in verschiedenen Situationen stabil sein. Die Erforschung der Persönlichkeit von Tieren hilft, die evolutionäre und ökologische Bedeutung des Verhaltens und seine Auswirkungen auf Überleben und Fortpflanzung zu verstehen. Siehe auch Charakterzüge, Tiere, Tiersprache, Verhalten, Persönlichkeit.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Samuel D. Gosling über Persönlichkeit bei Tieren – Lexikon der Argumente

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Persönlichkeit bei Tieren/Ethologie/Gosling: Der bisher umfassendste Überblick über die Literatur zur Tierpersönlichkeit identifizierte Persönlichkeitsstudien an 64 verschiedenen nichtmenschlichen Arten (Gosling 2001)(1). Seit dieser Rezension sind Persönlichkeitsstudien an zahlreichen anderen Arten entstanden, die von Wasserläufern (Sih und Watters 2005)(2), Eidechsen (Cote und Clobert 2007)(3) und Tintenfischen (Sinn, Gosling und Moltschaniwskyj 2008)(4) bis hin zu tropischen Fischen (Brown, Jones und Braithwaite 2005)(5), Gänsen (Kralj-Fiser, Scheiber, Blejec et al. 2007)(6) und Orang-Utans (Weiss, King und Perkins 2006)(7) reichen. Es ist jedoch zu beachten, dass Forscher nicht immer explizit den Begriff "Persönlichkeit" verwenden. So können Forscher beispielsweise Begriffe wie "Verhaltenssyndrome", "Verhaltenstypen" oder "Temperament" verwenden, oft nicht aus theoretischen Gründen, sondern in dem Bestreben, die anthropomorphen Konnotationen eines Wortes mit der "Person" darin zu vermeiden.
Artenübergreifende Vergleiche: Eine Herausforderung für jeden Vergleichsforscher besteht darin, festzustellen, inwieweit scheinbar ähnliche Charakterzüge tatsächlich auf dasselbe zugrunde liegende Merkmal zurückgreifen. Wie lässt sich feststellen, dass das, was bei Tintenfisch oder Forelle oder Schimpanse als Kühnheit erscheint, in irgendeiner Weise der Kühnheit beim Menschen ähnlich ist? Zum Beispiel spiegelt das Schimpansengesicht, bei dem die Lippen zurückgezogen werden, so dass zusammengedrückte Zähne freigelegt werden, Angst und nicht Glück wider, wie es durch die scheinbare Ähnlichkeit des Ausdrucks mit einem menschlichen Lächeln angenommen werden könnte. Um diese Herausforderung zu lösen, können artenübergreifende Forscher auf die Erfahrungen der interkulturellen Forscher zurückgreifen.
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Die Lösung für die Bestimmung der interkulturellen Äquivalenz von Wutausdrücken besteht darin, zu untersuchen, was vor und nach den Ausdrücken kommt, und wenn möglich, nach Gemeinsamkeiten in der zugrunde liegenden Physiologie zu suchen. Bei der Verallgemeinerung über Arten hinweg müssen Wissenschaftler mehrere Dimensionen von Ähnlichkeit und Differenz berücksichtigen (Gosling 2001)(1). In der Regel sollten artenübergreifende Vergleiche die Umwelt- und Sozialökologien der Arten, ihre Biologie und ihre phylogenetischen Beziehungen zu anderen Arten berücksichtigen und die Bedeutung dieser Kriterien je nach dem zu untersuchenden Phänomen abwägen.
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Herkunft und Funktion der Charakterzüge: Durch die Untersuchung der Existenz von Charakterzügen vor dem Hintergrund bekannter phylogenetischer Beziehungen zwischen den Arten können die Forscher die wahrscheinliche Zeitspanne bestimmen, in der dieser Charakterzug entstanden ist, und aus diesen Informationen die ursprüngliche Funktion dieses Charakterzuges ableiten (Fraley, Brumbaugh and Marks 2005(8); Gosling and Graybeal 2007)(9).

1. Gosling, S. D. 2001. From mice to men: what can we learn about personality from animal research?, Psychological Bulletin 127: 45–86
2. Sih, A. and Watters, J. V. 2005. The mix matters: behavioural types and group dynamics in water striders, Behaviour 142: 1417–31
3. Cote, J. and Clobert, J. 2007. Social personalities influence natal dispersal in a lizard, Proceedings of the Royal Society B 274: 383–90
4. Sinn, D. L., Gosling, S. D. and Moltschaniwskyj, N. A. 2008. Development of shy/bold behaviour in squid: context-specific phenotypes associated with developmental plasticity, Animal Behaviour 75: 433–42
5. Brown, C., Jones, F. and Braithwaite, V. 2005. In situ examination of boldness-shyness traits in the tropical poeciliid, Brachyraphis episcopi, Animal Behaviour 70: 1003–9
6. Kralj-Fiser, S. Scheiber, I. B. R., Blejec, A., Moestl, E. and Kotrschal, K. 2007. Individualities in a flock of free-roaming greylag geese: behavioural and physiological consistency over time and across situations, Hormones and Behaviour 51: 239–48
7. Weiss, A., King, J. E. and Perkins, L. 2006. Personality and subjective well-being in orangutans (Pongo pygmaeus and Pongo abelii), Journal of Personality and Social Psychology 90: 501–11
8. Fraley, R. C., Brumbaugh, C. C. and Marks, M. J. 2005. The evolution and function of adult attachment: a comparative and phylogenetic analysis, Journal of Personality and Social Psychology 89: 808–22
9. Gosling, S. D. and Graybeal, A. 2007. Tree thinking: a new paradigm for integrating comparative data in psychology, Journal of General Psychology 134: 259–77


Samuel D. Gosling and B. Austin Harley, „Animal models of personality and cross-species comparisons“, in: Corr, Ph. J. & Matthews, G. (eds.)2009. The Cambridge handbook of Personality Psychology. New York: Cambridge University Press


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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Gosling, Samuel D.

Corr I
Philip J. Corr
Gerald Matthews
The Cambridge Handbook of Personality Psychology New York 2009

Corr II
Philip J. Corr (Ed.)
Personality and Individual Differences - Revisiting the classical studies Singapore, Washington DC, Melbourne 2018

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